Filmformate |
Der
DVDLog-Filmformat-Führer ist eine ausführliche Übersicht über aktuelle
und historische Filmformate.
Vollständig ist diese Liste nicht, weil nicht jedes seltene Format
dabei ist, aber alle bekannten Systeme sind dennoch vertreten.
Ausführlichere Informationen über Filmformate mit viel Originalmaterial
gibt es im American
Widescreen Museum.
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Stummfilm
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Einsatz: |
1893 bis ca. 1932 |
Bildformat: |
1.33:1 |
Kamera & Projektorlinse: |
sphärisch |
Gesamte Bildgröße: |
0.980" x 0.735" (24.9 x 18.7 mm) |
Genutzte Bildgröße: |
0.980" x 0.735" (24.9 x 18.7 mm) |
Geschwindigkeit: |
16 - 24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
keiner |
Das 35mm-Filmformat hatte seinen Ursprung in den frühen Kinetoscope-Versuchen von Thomas Edison, der schon um 1890 herum einen Filmstreifen verwendete, der fast identisch mit dem heutigen 35mm-Filmmaterial war und sich trotz einiger Konkurrenzformate bald als Standard etablierte.
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Das Filmbild war beim frühen Stummfilm vier Perforationslöcher hoch und es wurde meist das gesamte belichtete Bild bei der Projektion wiedergegeben. Die Laufgeschwindigkeit war variabel, weil die frühen Filmkameras noch keine Motoren besaßen und mit einer Handkurbel betrieben wurden. Dadurch entstanden Geschwindigkeiten zwischen 16 und 25 Bildern pro Sekunde, so daß viele Filme aus dieser Zeit heute seltsam aussehen, weil sie oft zu schnell abgespielt werden. Bei Stummfilm-Restaurationen wird heute oft sichergestellt, daß die korrekte Laufgeschwindigkeit gewählt wird.
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Academy-Standard
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Einsatz: |
1932 - 1952 (teilweise bis heute) |
Bildformat: |
1.37:1 |
Kamera & Projektorlinse: |
sphärisch |
Gesamte Bildgröße: |
0.864" x 0.630" (21.9 x 16.0 mm) |
Genutzte Bildgröße: |
0.825" x 0.602" (21.0 x 15.3 mm) |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Mono-Lichtton |
Mit der Einführung des Tonfilms auf Lichtton-Basis Ende
der zwanziger Jahre mußte die Größe des Filmbilds verändert werden, um
die Tonspur auf dem Filmstreifen unterbringen zu können. Frühe Tonfilme
setzten die Lichttonspur einfach links neben das Filmbild, wodurch das
Format auf ein fast quadratisches Bild im Verhältnis von etwa 1.19:1 kam.
Um dies auszugleichen, wurde die Höhe des Filmbilds reduziert, was ein
Format von 1.37:1 zur Folge hatte. |
Dadurch entstand ein größerer Abstand zwischen den einzelnen Filmbildern,
der den Vorteil hatte, daß die Klebestellen nicht mehr im Bild sichtbar
waren. Das geänderte Format wurde 1932 von der amerikanischen Academy
of Motion Picture Arts and Sciences standardisiert, war aber schon seit
etwa 1928 im Gebrauch. Die Academy Ratio wurde für praktisch alle Filme
zwischen 1932 und 1952 bis zum Durchbruch der verschiedenen Breitwand-Filmverfahren
verwendet und ist auch heute noch gelegentlich aus künstlerischen Gründen
im Einsatz.
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Flat Widescreen
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Einsatz: |
seit 1953 |
Bildformat: |
1.66:1 - 1.85:1 |
Kamera & Projektorlinse: |
sphärisch |
Gesamte Bildgröße: |
0.864" x 0.630" (21.9 x 16.0 mm) |
Genutzte Bildgröße 1.66:1: |
0.825" x 0.491" (21.0 x 12.7 mm) |
Genutzte Bildgröße 1.85:1: |
0.825" x 0.446" (21.0 x 11.3 mm) |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Analoger Lichtton (Mono/Dolby Surround) und/oder Dolby Digital, DTS, SDDS |
Mit dem überraschenden Erfolg von Cinerama im Jahr 1952
waren alle Filmstudios unter großen Druck geraten, Verfahren für möglichst
breite Bildformate zu entwickeln. Die einfachste und billigste Methode
war das 1.37:1-Bild des Academy-Formats einfach oben und unten abzudecken
und das dadurch entstandene breitere Bild auf eine große Leinwand zu projezieren.
Während 20th Century Fox 1953 auf das anamorphotische CinemaScope-Verfahren
setzte, zögerten andere Studios noch große Investitionen zu machen und
wandten sich vorerst den "flat" gedrehten und nachträglich gematteten
Breitwand-Formaten zu. Paramount experimentierte bereits 1953 mit 1.66:1,
MGM und Disney versuchten es zuerst mit 1.75:1 und andere Studios folgten
mit 1.85:1, das sich zum amerikanischen Standardformat entwickelte. In
Europa setzte sich zunehmend 1.66:1 durch, wurde aber seit den siebziger
Jahren von 1.85:1 verdrängt.
Üblicherweise wird bei der Filmproduktion das gesamte 1.37:1-Negativ belichtet,
aber die Bildkomposition auf das gewünschte breitere Format ausgerichtet
und darauf geachtet, daß bei den unbenutzten Teilen am oberen und unteren
Rand des Bilds keine unerwünschten Dinge wie Kabel oder Mikrofone zu sehen
sind. Die "Matte" wird erst in der Postproduktion eingesetzt
oder manchmal auch ganz weggelassen, so daß der Film erst bei der Projektion
abgedeckt wird. Manchmal wird die Abdeckung auch direkt bei der Aufnahme
eingesetzt ("hard-matte") und ist schon auf dem Filmnegativ vorhanden,
oft sind aber auch fertige Kinokopien noch in 1.37:1 ("soft-matte"). Durch
das immer öfter eingesetzte digitale Interpositiv geschieht dies nicht
heute nicht mehr so oft, weil das digital bearbeitete Filmbild meist nur
im Zielformat vorhanden ist und so nur "hard-matted" auf den
Filmstreifen ausbelichtet werden kann.
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Einsatz: |
1953 - 1967 |
Bildformat: |
2.55:1 / 2.35:1 |
Kamera & Projektorlinse: |
Anamorph 2x |
Gesamte Bildgröße: |
0.937" x 0.735" (23.8 x 18.7 mm) / 0.868" x 0.735" (22.0 x 18.7 mm) |
Genutzte Bildgröße: |
0.912" x 0.715" (23.2 x 18.2 mm) / 0.839" x 0.700" (21.3 x 17.9 mm) |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Mono-Lichtton und/oder 4-Spur-Magnetton |
Nachdem 1952 Cinerama die großen Filmstudios in Panik
versetzte hatte, kaufte 20th Century Fox das Verfahren Anamorphoscope
des französischen Erfinders Henri Chrétien, der sich die hypergonaren
Linsen schon Ende der 20er Jahre patentieren ließ. Der erste Film, der
mit diesen neuen Linsen gedreht wurde war The Robe, dessen Produktion
schon im Academy-Format begonnen hatte, aber zugunsten CinemaScope noch
einmal neu begonnen wurde. Mit der Ausnahme von Paramount, die auf VistaVision
setzten, lizensierten praktisch alle großen Hollywood-Studios die CinemaScope-Technik
von Fox.
CinemaScope basiert auf dem Prinzip der anamorphen Filmaufzeichnung, bei
der das Filmbild mit einer speziellen Linse bei der Aufnahme im Verhältnis
2:1 seitlich zusammengedrückt und bei der Projektion mit der gleichen
Linse wieder entzerrt wird. Dadurch wird ein Bildformat von 2.66:1 erzeugt,
das bei der ersten frühen CinemaScope-Variante durch das Hinzufügen von
Magnettonspuren zu den Filmkopien auf 2.55:1 reduziert wurde. Außerdem
besaßen die ersten CinemaScope-Kopien sogenannte "Fox Holes" als Perforation,
die etwas schmaler waren als herkömmliche Perforationslöcher, um die vier
Magnettonspuren auf dem Filmstreifen unterbringen zu können. Als eine
Lichttonspur mit halber Breite aus Kompatiblitätsgründen dazukam, wurde
die Bildbreite auf 2.35:1 verringert und auf Drängen der anderen Studios
auch kostengünstigere Kopien mit Lichtton und normalen Perforationlöchern
möglich gemacht.
Das frühe CinemaScope hatte einige Nachteile. Einer der größten war die
Imperfektion der frühen von der Firma Bausch & Lomb hergestellten Linsen,
die mit Verzerrungen und Tiefenschärfe-Problemen zu kämpfen hatten. Besonders
fällt dies bei Nahaufnahmen von Gesichtern auf, die bei den ersten CinemaScope-Filmen
meist erst gar nicht gemacht wurden, um den "CinemaScope-Mumps" zu vermeiden.
Auch wurde oft die schlechte Projektionsqualität, eine hohe Körnigkeit
und blasse Bilder kritisiert, die durch die noch nicht ganz ausgereiften
Optiken und Filmtypen verursacht wurden. Innerhalb von ein paar Jahren
wurden diese Probleme aber gelöst und betrafen oft nur die Filmkopien,
aber nicht die Negative, so daß später von CinemaScope-Filmen bessere
Kopien gezogen werden konnten.
1955 versuchte 20th Century Fox mit den aufkommenden großformatigen 65/70mm-Formaten
mitzuhalten und entwickelte CinemaScope 55, das ein 55mm breites Filmnegativ
mit einem riesigen, acht Perforationslöcher hohes Negativbild im 2:1-Verhältnis
besaß. Gedreht wurde mit umgebauten 70mm-Kameras, aber die ursprünglich
geplanten 55mm-Vorführkopien wurden nie gemacht, weil es keine Möglichkeiten
gegeben hätte sie wiederzugeben - stattdessen wurden von den 55mm-Negativen
35mm-CinemaScope-Reduktionen im 2.55:1-Format kopiert. Mit The King
and I und Carousel wurden nur zwei Filme in diesem Format
gedreht, danach wurde das System von Fox wegen der komplizierten und anfälligen
Linsensysteme zugunsten von Todd-AO, an dem das Studio sich beteiligte,
aufgegeben. Anfang der sechziger Jahre brachte Fox The King and I
in 70mm umkopiert unter der Bezeichnung Grandeur 70 wieder in die Kinos,
35mm-Kopien wurden als CinemaScope 55 beworben.
Unter verschiedenen Namen wie Franscope, Japscope, Ultrascope und anderen wurden in vielen Ländern Filme mit anamorphen Verfahren gedreht, die mit CinemaScope kompatibel waren, denn 20th Century Fox hatte zwar das Patent auf den eigenen Linsen, aber nicht auf das allgemeine Verfahren. Ab 1957 wurden die alten CinemaScope-Kameralinsen langsam von verbesserten Modellen der Firma Panavision ersetzt, die sich in den sechziger Jahren zum Marktführer entwickelte. 20th Century Fox drehte aber noch bis 1967 mit den eigenen CinemaScope-Linsen, bis auch dort auf Panavision-Equipment umgestellt wurde. Obwohl es heute eigentlich kein CinemaScope mehr gibt, ist der Name ein Synonym für alle anamorphen Filmformate geworden und wird von 20th Century Fox manchmal noch aus nostalgischen Gründen als Markenname verwendet.
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Einsatz: |
seit 1957 |
Bildformat: |
2.35:1 / 2.39:1 |
Kamera & Projektorlinse: |
anamorph 2x |
Gesamte Bildgröße: |
0.864" x 0.732" (21.9 x 18.5 mm) |
Genutzte Bildgröße: |
1957: 0,839" x 0,715" (21,4
x 18,1 mm) = 2,346:1
1970: 0,838" x 0,700" (21,3 x 17,8 mm) = 2,394:1
1992: 0,825" x 0,690" (20,9 x 17,5 mm) = 2,391:1 |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Lichtton (Mono/DolbySR) und/oder Dolby
Digital, DTS, SDDS Digitalton |
Die Firma Panavision wurde 1953 von Robert Gottschalk
zusammen mit fünf Partnern gegründet, als der Inhaber eines Kamerageschäfts
herausfand, daß Bausch & Lomb, die Hersteller der CinemaScope-Linsen,
Probleme hatten die enorme Nachfrage von Projektorlinsen zu erfüllen.
Gottschalk verbesserte daraufhin zusammen mit seinen Partnern William
Mann und Walter Wallin das Linsensystem und brachten 1954 die Super Panatar-Linse
heraus, mit der man stufenlos von sphärische auf anamorphe Projektion
umschalten konnte. Später wurde diese Linse durch die nochmals verbesserte
Ultra Panatar abgelöst, während man die Micro Panatar in einen Filmkopierer
einsetzen und CinemaScope-Filme in normales Format konvertieren konnte
- ein enormer Vorteil für die Filmstudios, die ihre frühen CinemaScope-Produktionen
oft parallel im Normalformat drehten, weil viele Kinos noch nicht für
Breitwand-Projektion ausgerüstet waren.
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Es dauerte noch einige Jahre, aber 1958 gelang es Robert Gottschalk und
seinen Kollegen, das Problem des sogenannten CinemaScope-Mumps, den Verzerrungen
bei Nahaufnahmen mit anamorphen Linsen, zu lösen. Das Ergebnis war die
Auto Panatar-Kameralinse, die sich in Windeseile verbreitete und bald
von allen Studios eingesetzt wurde - nur nicht von 20th Century Fox, wo
weiter mit den eigenen CinemaScope-Linsen gedreht wurde. Ende der fünfziger
Jahre war CinemaScope praktisch bedeutungslos geworden und fast alle Filme
im anamorphen Breitwandformat wurden mit Linsen von Panavision gedreht
- auch 20th Century Fox gab 1967 die eigenen CinemaScope-Linsen auf und
verwendt seitdem Panavision-Equipment.
Mitte der sechziger Jahre stieg Panavision auch ins Kamerageschäft ein,
nachdem die Kamera-Abteilung von MGM aufgekauft wurde und die Standard-Kamera
der Filmindustrie, die Mitchell BNC, verbessert wurde. Zu diesem Zeitpunkt
wurde auch das Geschäftsmodell umgestellt: es wurden keine Kameras und
Linsen mehr verkauft, sondern nur noch verliehen um eine gleichbleibende
Qualität des Equipments zu garantieren. Ende der sechziger Jahre wurden
auch erstmals Linsen für sphärische 1.85:1-Aufnahmen produziert, und 1972
revolutionierte Panavision mit der leichten und leisen Panaflex 35mm-Kamera
die Filmindustrie. Heute ist Panavision einer der größten Kamera- und
Linsenhersteller und hat sogar den Sprung zur digitalen Kameratechnik
geschafft.
Das Panavision-Bildformat hat sich im Laufe der Jahre scheinbar mehrmals
geändert, denn in diesem Format gedrehte Filme werden oft mit Formaten
zwischen 2.30:1 und 2.40:1 bezeichnet. Tatsächlich wurde lediglich die
Bildhöhe etwas reduziert, um Schnitte an den Bildkanten zu verdecken -
belichtet wurde aber immer das ganze Filmbild, lediglich der empfohlene
Projektions-Ausschnitt wurde angepaßt. 1957 hatte das Bild bei der Einführung
noch das Format 2.346:1, 1970 wurde die Bildhöhe auf 2.394:1 geändert
und 1992 auf 2.391:1. Allerdings ist der Unterschied zwischen 2.35:1 und
2.40:1 so gering, daß er besonders bei Videotransfern kaum eine Rolle
spielt und von der Bildkomposition des jeweiligen Films abhängt. Bildformate
zwischen 2.30:1 und 2.40:1 sind bei Transfern von anamorphen Bildformaten
generell völlig normal.
Im Abspann eines Films steht Panavision heute als Markenname generell
für die verwendeten Kameras und Linsen. "Filmed in Panavision" bedeutet,
daß im anamorphen Verfahren gedreht wurde, "Filmed with Panavision Cameras
and Lenses" hingegen daß im Normalverfahren, allerdings mit Panavision-Geräten,
gefilmt wurde.
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Einsatz: |
1954-1961 |
Bildformat Negativ: |
1.50:1 |
Gesamtes / Genutztes Negativ: |
1.496" x 0.992" (37.9 x 25.1
mm) / 1.418" x 0.772" (36.0 x 19,61 mm) |
Bildformat & Größe Positiv: |
1.66:1 - 1.85:1 / 0.825" x 0.446"
(20.9 x 11.3 mm) |
Kamera & Projektorlinse: |
sphärisch |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Mono-Lichtton |
VistaVision war Paramounts Antwort auf CinemaScope, denn
das Studio wollte ein eigenes Breitwand-Format verwenden und nicht von
20th Century Fox abhängig sein. VistaVision wurde das erste Mal von Paramount
Ende 1953 für die Dreharbeiten von White Christmas eingesetzt
und war bis Ende der fünfziger Jahre ein gerne für große Produktionen
verwendetes Format, das auch von Alfred Hitchcock für einige seiner Filme
eingesetzt wurde.
VistaVision verwendete auch herkömmliches 35mm-Filmmaterial, allerdings lief das Filmnegativ nicht vertikal, sondern horizontal durch speziell umgebaute Kameras. Das acht Perforationslöcher breite Filmbild auf dem Negativ war genauso groß wie ein normales 24x36-Foto und hatte dadurch gegenüber anderen Verfahren den Vorteil einer höheren Auflösung auf dem Kameranegativ. Für die Kinokopien wurde ein variables Format zwischen 1.66:1 und 1.85:1 aus dem 1.5:1-Negativbild extrahiert, gedreht und auf einen normalen 35mm-Film kopiert, der ohne weiteres auf einem Standard-Projektor wiedergegeben konnte, aber durch das viel größere Negativ gegenüber normalen 35mm-Filmen eine deutlich bessere Bildqualität hatte.
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Für besondere Anlässe wurden auch direkte Kopien im horizontalen
VistaVision-Format gemacht, deren Wiedergabe aber sehr problematisch war,
weil der Film fast doppelt so schnell wie sonst durch einen modifizierten
Projektor laufen mußte. 70mm-Kopien wären zwar theoretisch möglich gewesen,
wurden aber wegen der enormen Kosten nicht gemacht, weil Paramount an
der 70mm-Technik nicht interessiert war. Erst in den neunziger Jahren
wurde bei der Restauration von Alfred Hitchcocks Vertigo zur
Erhaltung des großformatigen Filmformats eine 70mm-Kopie des Films hergestellt.
Die Blütezeit von VistaVision war schon Ende der fünfziger Jahre zu Ende, weil das Verfahren im Vergleich zu CinemaScope und Panavision sehr teuer und zu umständlich war. In den siebziger, achtziger und neunziger Jahren begannen sich Special-Effects-Experten für die VistaVision-Kameras wegen der hohen Auflösung zu interessieren und setzten sie oft für bei der Produktion von Spezial-Effekten ein. Mit dem Aufkommen von Computeranimationen war die Notwendigkeit eines hochauflösenden Filmnegativs für Effekt-Arbeiten aber nur noch sehr selten gegeben.
Genauso wie bei anderen großformatigen Filmformaten ist es auch heute
immer noch schwierig, gute Video-Transfer von VistaVision-Filmen zu machen.
Meist wird dies über den Umweg einer 35mm-Reduktionskopie gemacht, aber
in einigen seltenen Fällen auch direkt vom Originalnegativ, was eine fantastische
Bildqualität möglich macht, die mit 35mm-Prints kaum erreichbar ist.
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Einsatz: |
1957-1985 |
Negativ-Bildformat: |
2.25:1 |
Gesamte Negativgröße: |
1.496" x 0.992" (37.9 x 25.1 mm) |
Genutzte Negativgröße: |
1.420" x 0,850" (36.0 x 21.5 mm) |
Kameralinse: |
anamorph 1.5x |
Projektorlinse: |
anamorph 2x (35mm) / sphärisch
(70mm) |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Mono-Lichtton und/oder 4-Track Magnetton
(35mm)
6-Track-Magnetton (70mm) |
Auch Technicolor wollte Mitte der fünfziger Jahre ein
Stück vom Breitwand-Kuchen abhaben und entwickelte zusammen mit der niederländischen
Firma Delft die Delrama-Linse, die mit einer VistaVision-Kamera kombiniert
wurde. Auf einem horizontal durch die Kamera laufenden Filmstreifen wurde
ein acht Perforationslöcher breites Negativ in der Größe des Kleinbildformats
von 1.5:1 mit einer zusätzlichen horizontalen Stauchung im Faktor 1.5:1
belichtet, wodurch eine insgesamt nutzbares Bildformat von 2.25:1 entstand.
Wie bei VistaVision wurde dann das Bild gedreht und auf einen herkömmlichen 35mm-Filmstreifen kopiert - allerdings wurde das 2.25:1-Negativbild in ein 2.35:1-Positiv extrahiert, indem es verkleinert und weiter horizontal bis auf ein CinemaScope-kompatibles Verhältnis von 2:1 gestaucht wurde. Auch 70mm war als Zielformat vorgesehen, wofür das Bild beim Kopiervorgang mit der Delrama-Linse im Faktor 1.5:1 entzerrt und verkleinert werden mußte. Die Bildqualität hatte wegen des größeren Negativs bei der 35mm-Reduktion einen großen Qualitätsvorteil gegenüber CinemaScope, und auch 70mm-Prints hatten durch das ähnlich große Negativ eine genauso gute Bildqualität wie 65mm-Produktionen. Beim Einsatz von 70mm-Kopien wurde der Markenname "Super Technirama 70" verwendet.
Obwohl Technirama wegen des hohen Filmverbrauchs ziemlich teuer war, wurden
in diesem Verfahren zwischen 1957 und 1968 über fünfzig Filme gedreht,
darunter auch Stanley Kubricks Spartacus, die Komödien The
Grass is Greener und The Pink Panther und der Disney-Zeichentrickfilm
Sleeping Beauty. Seit den siebziger Jahren wurde Technirama allerdings
kaum noch als Produktionsformat eingesetzt, weil sich die Qualität von
herkömmlichem 35mm-Film inzwischen stark gebessert hatte und ein großformatiges
Negativ nur bei besonderen Anlässen zum Einsatz kam. Technirama war allerdings
das einzige Filmformat der fünfziger und sechziger Jahre, bei dem von
einem Negativ mit 35mm-Film 70mm-Kopien gemacht wurden.
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Nur wenige Technirama-Produktionen sind heute noch in ihrem
Quellformat erhalten und werden bei Videotransfern meist von einer 35mm-Reduktionskopie
abgetastet - nur in seltenen Fällen, wie bei Stanley Kubricks Spartacus,
wurde das Filmnegativ für eine filmbasierte Restauration verwendet.
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& SuperScope 235
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Einsatz: |
1954-1957 |
Negativ-Bildformat: |
1.33:1 |
Negativ-Bildgröße: |
0.980" x 0.735" (2,49 x 1,86 cm) |
Positiv-Bildformat & Größe: |
2:00:1 - 0.715" x 0.715" (18.2 x 18.2
mm)
2.35:1 - 0.838" x 0.700" (21.2 x 17.7 mm) |
Kameralinse: |
sphärisch |
Projektorlinse: |
anamorph 2x |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Mono-Lichtton |
SuperScope hatte den Ursprung in einer Erfindung von
Joseph und Irving Tushinsky, die 1954 mit Methoden experimentierten, Flat
gedrehtes Filmmaterial in ein CinemaScope-ähnliches Wiedergabe-Format
umzukopieren. Mit ihrer Tushinsky-Linse, ein Aufsatz für optische Printer,
konnte man theoretisch jedes Filmformat so umkopieren, aber die großen
Filmstudios waren an dieser Idee nicht interessiert.
Im Auftrag von RKO entwickelten die Tushinsky-Brüder aber aus ihrer Idee
das Filmformat SuperScope als billigere Alternative zu CinemaScope. Das
Negativ wurde im alten Stummfilm-Format komplett belichtet, wobei nur
ein Ausschnitt aus der Bildmitte im Format von 2:1 verwendet werden sollte.
Dieser Bildteil wurde mit der Tushinsky-Linse in den Laboren von Technicolor
im Verhältnis 2:1 genauso wie beim CinemaScope-Verfahren horizontal zusammengedrückt,
aber wegen des anderen Bildformats hatte ein fertiger SuperScope-Print
ein quadratisches Bild, daß in der Mitte des Filmstreifens saß und rechts
davon ein Teil ungenutzt blieb - ein großer Designfehler, der zu Schwierigkeiten
bei der Wiedergabe auf normal justierten Projektoren führte. Ein weiteres
Problem war die etwas schlechtere Bildqualität gegenüber den anderen Formaten,
weil nur ein sehr kleiner Teil vom benutzbaren Platz auf dem Negativ verwendet
wurde und die Filmkörnigkeit stärker hervortrat.
SuperScope wurde zwischen 1955 und 1958 nur bei sehr wenigen Filmen verwendet,
ganz selten wurde auch ein "Flat" gedrehter Film ins 2:1-Format kopiert.
Als bei RKO deutlich wurde, daß das 2:1-Format keine Zukunft hatte, wurde
das Zielformat CinemaScope-Kompatibel gemacht, die Bildhöhe auf 2.35:1
reduziert und das Ergebis SuperScope 235 getauft. Auch die Bildqualität
konnte trotz des noch weiter verkleinerten Negativs gesteigert werden,
weil nun die Kopiertechnik bessere Ergebnisse liefern konnte und sogar
manchmal die frühen CinemaScope-Produktionen übertraf, die selbst
Schärfeprobleme aufgrund von imperfekten Linsen hatten.
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Das Ende von RKO im Jahr 1958 bedeutete auch das Aus für
SuperScope, lediglich Warner drehte Ende der fünfziger Jahre eine handvoll
Filme im umbenannten WarnerScope. Erst Anfang der achtziger Jahre wurde
SuperScope 235 als Super35 wiederbelebt.
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Super 35
|
Einsatz: |
seit 1982 |
Negativ-Bildformat: |
1.33:1 |
Negativ-Bildgröße: |
4-Perf 0.980" x 0.735" (24,9
x 18,7 mm)
3-Perf 0.980" x 0.580" (24,9 x 14,7 mm) |
Genutztes Negativ-Bild: |
1.33:1-Bereich: 0,800" x 0,600"
(20,3 x 15,2 mm)
1.85:1-Bereich: 0,925" x 0,500" (24,1 x 12,7 mm)
2.35:1-Bereich: 0,925" x 0,393" (24,1 x 9,98 mm) |
Positiv-Bildformat & Größe: |
wie bei Flat Widescreen (1.85:1) oder
Panavision (2.35:1) |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Lichtton (Mono/DolbySR) und/oder Dolby
Digital, DTS, SDDS |
Nachdem SuperScope seit Ende der fünfziger Jahre nicht
mehr eingesetzt worden war, kam die SuperScope 235-Variante erstmals wieder
1981 bei den Dreharbeiten der Musik-Dokumentation Dance Craze
zum Einsatz und wurde unter dem Namen Super Techniscope 1984 mit Greystoke
auch bei einer großen Hollywood-Produktion verwendet. Seit Ende der achtziger
Jahre boten die meisten Kamerahersteller dann dieses Verfahren unter dem
Namen Super 35 an, das von vielen Filmemachern wegen des Vorteils genutzt
wurde, mit sphärischen Linsen im 2.35:1-Bildformat drehen zu können und
weitgehend verlustlose 1.33:1-Vollbildfassungen für Videotransfer zu erstellen.
Genauso wie SuperScope und Techniscope ist Super 35 ein reines Produktionsformat,
von dem keine direkten Projektionskopien erstellt werden. Im Gegensatz
zu SuperScope wird das Breitwand-Bild nicht aus der Mitte des Negativs
entnommen, sondern aus den oberen zwei Dritteln. Die 1.33:1-Version verliert
dafür etwas an den Seiten, gewinnt aber mehr im unteren Bildteil. Im Idealfall
wird bei der Produktion die Bildkomposition so erstellt, daß in keinem
der beiden Ausschnitte etwas wesentliches fehlt.
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Man kann jedoch nicht so einfach garantieren, daß die Bildkomposition
der Vollbildversion genauso gut ist wie die Kinofassung, denn insbesondere
Spezialeffekte werden in der Regel nur für das Breitwand-Bild berechnet
und müssen in der Vollbild-Fassung als normales Pan&scan dargestellt werden.
Aus Kostengründen wird manchmal ein nur drei statt vier Perforationslöcher
hohes Bild auf dem Negativ belichtet, was etwa 25% weniger Film verbraucht
- dadurch kann zwar keine 1.33:1-Vollbildversion mehr erstellt werden,
aber für Fernsehproduktionen in 16:9 oder HDTV kann so problemlos ein
1.78:1-Bild extrahiert werden und 2.35:1 ist immer noch möglich. Wegen
der Kompatiblität zum in den USA immer noch dominierenden 1.33:1-Format
wird dies jedoch bei Kinofilmen nur sehr selten eingesetzt, ist aber bei
TV-Serien inzwischen zur Norm geworden, bei denen 1.33:1-Vollbildversionen
einfach durch horizontales Abschneiden des 1.78:1-Bilds gewonnen werden.
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Techniscope
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Einsatz: |
seit 1963 |
Bildformat: |
2.35:1 |
Kameralinse: |
sphärisch |
Projektorlinse: |
anamorph 2x |
Negativ-Bildgröße: |
0.868" x 0.373" (22,1 x 9,47
mm) |
Positiv-Format & Bildgröße |
wie bei CinemaScope & Panavision |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Mono-Lichtton |
Techniscope ist eine Variation von SuperScope, die 1963 von der italienischen Abteilung von Technicolor entwickelt wurde und ein Format von 2.35:1 ohne anamorphe Linsen bei der Aufnahme ermöglicht. Im Gegensatz zu SuperScope wird bei Techniscope nicht das ganze Negativ belichtet, sondern das Filmbild auf nur zwei statt vier Perforationslöcher in der Höhe verkleinert (2-Perf), wodurch der Filmverbrauch um die Hälfte reduziert wird. Für die Projektion wurde das Filmbild in ein anamorphes Standard-Format umkopiert, das vollständig kompatibel mit CinemaScope und Panavision ist und auf allen dafür ausgerüsteten Projektoren gespielt werden kann.
Techniscope hat den großen Vorteil, daß mit sphärischen Linsen gedreht
werden kann, die besonders in den sechziger Jahren noch technisch viel
unproblematischer waren als Scope-Optiken und für Kameraleute mehr Flexibilität
bedeuteten. Nachteile sind die durch das um die Hälfte kleinere Filmnegativ
und den zusätzlichen Kopierschritt deutlich erhöhte Körnigkeit und die
schlechtere Schärfe, die aber durch sorgfältige Laborarbeit auf ein Minimum
reduziert werden konnte. Einer der größten Techniscope-Befürworter war
Sergio Leone, der alle seine Western in diesem Format drehte und mit seinen
extremem Weitwinkel-Einstellungen und Nahaufnahmen die Vorzüge des Systems
am beeindruckensten demonstrierte.
Heute wird Techniscope nicht mehr eingesetzt, da mit Super35 ein ähnliches,
aber technisch besser ausgereiftes Verfahren entwickelt wurde. Die Restauration
von alten Techniscope-Filmen ist heutzutage oft problematisch, weil das
Umkopieren der 2-Perf-Negative spezielle Geräte erfordert, von denen es
nur noch wenige gibt. Während MGM bei der Restauration von Sergio Leones
Western die Negative erst ins 4-Perf-Format umkopiert hatte, setzen andere
Studios wie Paramount bei Once upon a Time in the West auf einen
direkten digitalen Scan der 2-Perf-Vorlage, was allerdings keinen neuen
Filmprint, sondern nur ein digitales Master als Ergebnis hatte.
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Einsatz: |
1952-1962 |
Bildformat: |
2.65:1 (3 x 0.89:1) |
Kamera & Projektorlinse: |
sphärisch |
Gesamte Bildgröße: |
3 x 0.996" x 1.116" (25.3
x 28.3 mm) |
Genutzte Bildgröße: |
3 x 0.985" x 1.088" (25.0
x 27.6 cm) |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
7-Track Magnetton auf separatem 35mm-Streifen |
Schon in den 30er Jahren experimentierte Fred Waller, ein
Filmingenieur bei Paramount, mit einer Armada von elf Kameras um ein möglichst
breites und plastisches Filmbild aus mehreren einzelnen Filmstreifen zusammensetzen.
Im zweiten Weltkrieg baute er den "Waller Gunnery Trainer", ein Aufnahme/Wiedergabesystem
mit fünf 16mm-Kameras.
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Nach dem Krieg begann er sein Vitarama-System zu entwickeln,
daß drei 35mm-Kameras und eine gewölbte Leinwand einsetzte. Mit dem Tontechniker
Hazard E. Reeves, der später Präsident von Cinerama Inc. wurde, entwickelte
er ein siebenkanaliges Stereo-Tonsystem, das fünf Lautsprecher hinter
der Leinwand und zwei im Publikum benutzte. Der dritte im Bunde war Lowell
Thomas, der Präsident der Cinerama Productions wurde, die 1952 den ersten
Demonstrationsfilm im Cinerama-System vorstellte und damit der Startschuß
für die Breitwand-Revolution gab.
Cinerama wurde mit einer riesigen Kamera gefilmt, in der eigentlich drei
einzelne 35mm-Kameras steckten, die in einem geräuschgedämpften Gehäuse
untergebracht waren. Das Bild auf den einzelnen Filmstreifen erstreckt
sich vertikal über sechs statt wie sonst vier Perforationslöcher. Ein
Problem waren die Übergänge zwischen den drei Filmstreifen, die mit einem
speziellen Shutter zwischen den Projektionslinsen vermieden werden sollten.
Projeziert wurden diese drei Filmstreifen auf eine bis zu zwanzig Meter
breite, gewölbte Leinwand, die einen Blickwinkel von etwa 146° Breite
umschloß. Die Tonspuren wurden fast immer mit fünf Mikrofonen live auf
dem Set aufgenommen und waren auf einem vierten 35mm-Filmstreifen untergebracht,
der die Magnettonspuren enthielt.
Die Umrüstung eines Kinos zur Wiedergabe von Cinerama kostete damals bis
zu 75000 Dollar, und erst als das Verfahren Anfang der 60er Jahre seinem
Ende zuging wurden auch einige Kinos speziell für Cinerama-Projektion
gebaut. Von 1952 bis 1959 wurden nur sieben Reisedokumentationen produziert,
die aber sogar für heutige Verhältnisse noch sehr beeindruckend sind.
Erst 1962 wurden zwei letzte Spielfilme im 3-Kamera-Verfahren gedreht:
das Westernepos How the West was Won und The Wonderful World
of the Brothers Grimm.
Trotz des großen Erfolges dieser beiden Filme war das Format wegen der
ernormen Produktionskosten und der schwierigen Handhabung nicht mehr rentabel
und wurde durch die verschiedenen 70mm-Formate abgelöst. Eine zeitlang
wurde der Name Cinerama noch für 70mm-Produktionen in Super Panavision
70 verwendet, die auf fast genauso große Leinwände wie das ursprüngliche
3-Strip-Cinerama projeziert wurden - darunter waren unter anderem Filme
wie Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey und andere, die gerade
für solche riesigen Leinwände gedreht wurden.
Cinerama hatte aber auch Konkurrenz: Cinemiracle basierte auf einem ganz
ähnlichen Verfahren, aber damit wurde nur ein Film produziert. Erfolgreicher
war dagegen das russische Kinopanorama, das 1956 entwickelt wurde und
so gut wie identisch zu Cinerama war - es wurden hauptsächlich Dokumentationen
und nur wenige Spielfilme gedreht. Anfang der neunziger Jahre wurde Kinopanorama
von einem australischen Unternehmen neu zum Leben erweckt, das die alten
russischen Filme restaurierte, aber auch neue Filme in Kinopanorama drehte.
Heute gibt es noch drei erhaltene Cinerama-Kinos in Seattle, in Los Angeles
und im englischen Bradford. Diese Kinos sind die einzigen auf der Welt,
die noch 3-Strip-Cinerama mit drei Projektoren vorführen können, zusätzlich
werden auch noch viele 70mm-Produktionen gespielt. Vom Westernepos How
the West was won wurden vom neuen Rechteinhaber Warner sogar neue
Cinerama-Kopien hergestellt, die in den verbliebenen Cinerama-Kinos regelmäßig
vorgeführt werden.
Leider gibt es bis heute von keinem Cinerama-Film einen halbwegs vernünftigen
Videotransfer. How the West was won ist der einzige Cinerama-Film,
von dem es überhaupt eine DVD gibt, und diese stammt auch nur von einem
sehr alten Laserdisc-Transfer einer 35mm-Kopie, die nur einen Bruchteil
des kompletten Bildformats wiedergibt. Warner arbeitet angeblich seit
Jahren an einer Möglichkeit, Cinerama für den Heimkinomarkt tauglich zu
machen, was aber bisher immer am Budget und dem schlechten Zustand des
Quellmaterials scheiterte.
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Einsatz: |
1955-1970 |
Bildformat: |
2.20:1 (70mm-Print) |
Kamera & Projektorlinse: |
sphärisch |
Bildgröße Negativ: |
2.072" x 0.906" (52,6 x 23,0 mm) |
Bildgröße Positiv: |
1.912" x 0.870" (48.5 x 22.1 mm) |
Geschwindigkeit: |
30 oder 24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Mono-Lichtton |
Der Broadwayproduzent Mike Todd war 1952 an der Cinerama-Produktionsgesellschaft
mit beteiligt und überlegte, ob man das teure 3-Strip-Verfahren nicht
auch billiger mit nur einer Kamera bewerkstelligen konnte. Nach dem grandiosen
Erfolg von Cinerama verkaufte er seine Anteile und wandte sich an die
American Optical Company, einem der größten Hersteller von Kameras und
Linsen in den USA, um seine Idee zu verwirklichen. Schon Ende der 20er
Jahre wurde mit Filmbreiten bis zu 70mm experimentiert, und Todd hatte
einige der teilweise 25 Jahre alte 65mm-Kameras der Firma Mitchell gekauft.
Das System, das von Todds Firma und American Optical entwickelt wurde,
bestand aus diesen alten 65mm-Kameras, die mit einem Satz von vier speziellen
Linsen ausgestattet war, die Blickwinkel von 128, 64, 48, und 37 Grad
erfassen konnte und damit dem 146-Grad-Winkel von Cinerama schon sehr
nah kamen. Außerdem sollte der Film nicht mit den üblichen 24 Bildern
pro Sekunde, sondern mit 30 laufen, um Flimmern auf den riesigen Leinwänden
zu reduzieren. Während es schon in den dreißiger Jahren Versuche mit 70mm-Film
gab, wurde erst mit Todd-AO das Format mit den speziellen Linsen und dem
6-Kanal-Magnetton in Verbindung gebracht - es war tatsächlich ein "Cinerama
outa one Hole", ganz so wie es sich Mike Todd vorgestellt hatte.
Der verwendete 65mm-Negativfilm war im Prinzip genauso breit wie die fertige
70mm-Kopie, der allerdings an den Seiten noch je 2,5mm zur Unterbringung
der Magnettonspuren hinzugefügt wurden. Das Negativ wurde meist in voller
Breite zwischen den Perforationen belichtet und hatte dadurch eigentlich
ein Format von 2.29:1, aber davon wurde nicht alles genutzt, weil ein
Teil davon nach dem Umkopieren auf das Positiv von zwei der sechs Magnettonspuren
verwendet wurde. Dadurch entstand ein Bildformat von 2.21:1, das sich
später als Standardformat für sphärischen 70mm-Film etablierte.
Um die Kompatiblität mit Kinos zu wahren, die nicht mit 70mm-Projektoren
ausgerüstet waren, konnte auch eine 35mm-CinemaScope-Version erstellt
werden. Da das übliche Scope-Bild breiter als das 70mm-Frame war, wurde
das Negativ leicht in der Höhe beschnitten und ein Bereich in der Größe
von 1,912" x 0,816" herauskopiert. Die daraus resultierende Filmkopie
war mit CinemaScope und Panavision vollständig kompatibel. Da das Todd-AO-Verfahren
ursprünglich mit 30 Bildern pro Sekunde laufen sollte, wurden die ersten
Filme parallel auch mit 24 Bildern pro Sekunde gedreht, um eine Konvertierung
in CinemaScope-kompatible Kopien zu ermöglichen.
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Der erste ToddAO-Film war das Musical Oklahoma,
das parallel in Todd-AO und CinemaScope gedreht wurde, während die noch
aufwendigere Verfilmung von Jules Vernes Around the World in 80 Days
parallel auf 65mm-Film mit jeweils 24 und 30 Bildern pro Sekunde gefilmt
wurde. Diese Praxis danach aufgegeben und nur noch mit 24 Bildern pro
Sekunde gedreht, um die sowieso schon enorm hohen Kosten für das Filmmaterial
zu minimieren. Die 70mm-Versionen sollten nur in besonderen Roadshow-Veranstaltungen
besonders ausgestatteter Kinos mit riesigen gewölbten Leinwänden und sechskanaligem
Stereoton laufen - ein Luxus, der bis zum Ende der sechziger Jahre sehr
selten wurde.
Zwischen 1955 und 1970 wurden etwa 20 Filme in Todd-AO gedreht, allerdings
bekam das Format schon Ende der fünfziger Jahre Konkurrenz durch das bis
auf ein eigenes Linsensystem technisch identische Super Panavision-System,
weil nur wenige Todd-AO-Produktionen richtigen Gebrauch von den besonderen
Weitwinkel-Linsen machten. 1966 versuchte Todd-AO noch einmal mit der
70mm-Variante Dimension-150 seinen Marktanteil in der Kinobranche zu verstärken,
indem ein noch mehr verbessertes Linsensystem mit einem maximalen Blickwinkel
von 150 Grad entwickelt wurde. Allerdings wurden mit John Hustons The
Bible und Franklin J. Schaffners Patton nur zwei Filme unter
diesem Banner gedreht, das sich gegenüber der Konkurrenz nicht durchsetzen
konnte. Speziell für Dimension-150 umgerüstete Kinos gab es nur wenige,
außerdem wußten die Regisseure schon mit den ersten Weitwinkel-Linsen
nicht viel anzufangen und setzten diese auch bei Dimension-150 nur wenig
ein.
Für die Firma bedeutete das aber noch nicht das Ende, denn schon in den
sechziger Jahren wurden von Todd-AO auch CinemaScope-Kompatible Kameralinsen
verkauft, die dazu führten daß es 35mm-Filme mit der Bezeichnung "Filmed
in Todd-AO 35" gab, die manchmal auch als 70mm-Blowups wegen des 6-Track-Magnettons
in den Kinos liefen und verwirrenderweise auch als "Filmed in Todd-AO"
beworben wurden, obwohl sie nicht in 65mm gedreht wurden. Heute beschäftige
sich Todd-AO als Firma nicht mehr hauptsächlich mit Filmkameras und Projektionssystemen,
ist aber zu einem bei vielen Filmemachern beliebten Postproduktions- und
Tonstudio geworden.
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Einsatz: |
seit 1959 |
Bildformat: |
2.20:1 (70mm-Print) |
Kamera & Projektorlinse: |
sphärisch |
Bildgröße Negativ: |
2.072" x 0.906" (52,6 x 23,0
mm) |
Bildgröße Positiv: |
1.912" x 0.870" (48.5 x 22.1
mm) |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
6-Track-Magnetton |
Als Robert Gottschalk 1956 für MGM das anamorphe MGM Camera
65-System entwickelte, war die sphärische 70mm-Technik noch fest in der
Hand von Todd AO. Nach dem Erfolg mit MGM begann Panavision aber auch
eine eigenes System für normalen 65/70mm-Film zu entwickeln, das 1959
unter dem Namen Super Panavision 70 vorgestellt wurde. Das Verfahren war
auf dem Filmstreifen identisch zu Todd-AO, aber Panavision hatte ein völlig
neues Linsensystem entwickelt, das einige Vorteile gegenüber den teuren
und unflexiblen Linsen der Konkurrenz hatte. Dadurch konnte Super Panavision
70 in den sechziger Jahren zum Marktführer werden und auch die Tradition
der Roadshow-Vorstellungen bis Anfang der siebziger Jahre weiterführen.
Zwischen 1959 und 1970 wurden 14 Filme in Super Panavision 70 produziert,
darunter auch viele große Erfolge wie My Fair Lady, West
Side Story und 2001: A Space Odyssey. Manchmal wurde Super
Panavision 70 auch als "Presented in 70mm Cinerama" beworben, aber es
handelte sich dabei immer um normale 70mm-Projektion, die allerdings auf
ähnlich große Leinwände wie beim Cinerama-System geworfen wurde. In den
siebziger Jahren wurde das kostspielige 70mm-Format kaum noch verwendet,
aber gelegentlich zur Herstellung von Special Effects als Quellformat
eingesetzt - einer der letzten großen Filme, der aus technischen Gründen
in Super Panavision 70 produziert wurde, war Tron im Jahr 1982.
In den achtziger Jahren wurde 70mm-Film hauptsächlich verwendet, um Blowups
von 35mm-Panavision-Filmen zu erstellen, die dann mit 6-Kanal-Magnetton
ausgestattet wurden - gedreht wurde mit 65mm-Kameras wegen der enormen
Kosten aber nur noch sehr selten. Trotzdem führte Panavision Anfang der
neunziger Jahre eine modernisierte Reihe von 65mm-Kameras unter dem Markennamen
Panavision System 65 und Panavision 70 ein, aber da nur noch wenige Kinos
70mm-Film wiedergeben konnten, scheiterte ein Revival des Systems. Die
letzten Filme, die noch mit 65mm-Kameras gedreht wurden, waren Ron Howards
Far and Away und Kenneth Branaghs Hamlet-Verfilmung.
Videotransfer von 65/70mm-Material war lange Zeit problematisch, weil es keine zuverlässigen Geräte gab, mit denen eine qualitativ einwandfreie Abtastung möglich war. Bei den meisten DVD-Transfern von 70mm-Filmen wurde eine 35mm-Scope-Reduktion als Quelle eingesetzt, was aber keine merkbare Qualitätsverschlechterung zur Folge hatte. In den letzten Jahren gelang es jedoch einigen Studios mit Hilfe von neu entwickeltem Equipment auch hervorragende Abtastungen direkt von den 70mm-Filmvorlagen zu erstellen, die aber qualitativ nicht unbedingt immer besser waren als ähnliche Abtastungen von 35mm-Reduktionen.
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& MGM Camera 65
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Einsatz: |
seit 1957 |
Bildformat: |
2.76:1 (maximal) |
Kamera & Projektorlinse: |
anamorph 1.25x |
Gesamte Bildgröße: |
2.072" x 0.906" (52.63 x 23.01
mm) |
Genutzte Bildgröße: |
1.912" x 0,870" (48.56 x 22.10
mm) |
Bildgröße 35mm-Area: |
1.619" x 0.865" (41.12 x 21,97
mm) |
Printformat 35mm: |
wie bei CinemaScope |
Ton: |
6-Track-Magnetton (70mm)
4-Track-Magnetton und/oder Mono-Lichtton (35mm Magoptical) |
Schon in den dreißiger Jahren hatte MGM einige Filme
in einem frühen 70mm-Verfahren gedreht, dessen Kameras mehr als 25 Jahre
später noch einmal weiterverwendet wurden. Obwohl MGM zusammen mit 20th
Century Fox CinemaScope eingesetzt hatte, wurde parallel dazu an einem
eigenen Breitwand-Verfahren gearbeitet. 1953 wurde von John Arnold, dem
Chef der Kamera-Abteilung von MGM, ein Prototyp-Verfahren namens Arnoldscope
entwickelt, daß ein 35mm-Negativ horizontal statt vertikal mit einem zehn
Perforationslöcher breitem Filmbild belichtete. Dieses Verfahren wurde
aber nie für einen Film eingesetzt, stattdessen wendete sich MGM an Panavision
und deren Präsidenten Robert Gottschalk.
Panavision hatte sich bis dahin als Hersteller von den enorm gefragten
CinemaScope-Projektionslinsen einen Namen gemacht, aber noch keine eigenen
Kameralinsen hergestellt. Zusammen mit dem Filmstudio entwickelte die
Firma MGM Camera 65 und die Super Pantar-Linse, die das Filmbild auf einem
65mm-Negativ mit dem Faktor 1.25 stauchte und dadurch ein besonders breites
Bild in 2.76:1 ermöglichte, das das Seitenverhältnis von 2.65:1 von Cinerama
sogar noch übertraf. Im Prinzip hatten MGM und Panavision das Todd AO-Verfahren
mit einer anamorphen Linse ergänzt, um so ein noch breiteres Filmbild
für die riesigen gewölbten Leinwände der großen Roadshow-Kinos zu ermöglichen.
Die Kameras stammten noch aus MGMs 70mm-Versuchen aus den dreißiger Jahren
und wurden vom Hersteller Mitchell umgebaut, um sie mit den 65mm-Negativen
verwenden zu lönnen.
Ein zweites Ziel war neben der 70mm-Roadshow-Präsentation auch die Herstellung
von CinemaScope-kompatiblen 35mm-Kopien mit besonders guter Bildqualität,
um einen Film mit wenig Aufwand in möglichst vielen Kinos unabhängig vom
Format zeigen zu können. MGM war sich den Problemen des Todd-AO-Formats
mit den unterschiedlichen Geschwindigkeiten von 24 und 30 Bildern pro
Sekunde bewußt und wollte von vorneherein vermeiden, einen Film mit zwei
Kameras gleichzeitig drehen zu müssen.
Als erste MGM Camera 65-Produktion war das biblische Epos Ben Hur
vorgesehen, allerdings war das neue Filmverfahren eher fertig als die
Dreharbeiten beginnen konnte. Deshalb zog MGM 1957 die Bürgerkriegs-Romanze
Raintree County vor, um das Verfahren mit einer nicht ganz so
teuren Produktion zu testen. Allerdings wurden von Raintree County
gar keine 70mm-Kopien gezogen, der Film wurde nur in 35mm-CinemaScope
in die Kinos gebracht - nicht aus technischen Gründen, sondern weil in
allen Kinos mit 70mm-Projektoren mit Around the World in 80 Days
der einzige weitere 70mm-Film lief und MGM keine Chance sah mit Raintree
County dagegen konkurrieren zu können.
Die zweite Produktion in diesem Format schrieb Filmgeschichte - William
Wylers Neuverfilmung von Ben Hur wurde mit einem Regen von elf
Academy Awards überschüttet und gehört heute noch zu den imposantesten
Filmen dieser Zeit. Die 70mm-Roadshow-Kopien von Ben Hur hatten
das volle Bildformat von 2.76:1 des Negativs, wurden aber nur selten in
der kompletten Breite vorgeführt - die meisten Roadshow-Kinos beschränkten
sich bei der Projektion auf etwa 2.5:1, um die Leinwände optimal auszunutzen.
Die nach der Roadshow-Release angefertigten 35mm-Prints wurden zuerst
mit Letterbox-Balken ausgestattet um so im 2,35:1-Filmbild ein 2,5:1-Format
unterzubringen, aber spätere Prints wurden in 2,35:1 hergestellt und zeigten
in etwa die Mitte des größeren Negativs. Schon bei den Dreharbeiten wurde
die Bildkomposition so gestaltet, daß außerhalb des 2,35:1-2,5:1-Bereichs
keine wichtigen Sachen passieren. |
Anfang der
60er Jahre mußte MGM nach dem teuren Reinfall von Mutiny on the Bounty
seine Kamera-Abteilung an Panavision verkaufen und MGM Camera 65 wurde
in Ultra Panavision 70 umbenannt - den Namen, der von Robert Gottschalk
schon zu Beginn der Entwicklung vorgeschlagen wurde. Mit neuen Linsen
und noch besseren Kameras wurden bis 1966 insgesamt nur elf Filme in diesem
Format gedreht, die manchmal auch als 70mm-Cinerama beworben wurden.
Genauso wie bei anderen Filmformaten mit 65mm-Negativ wurde bei Videotransfern
früher auf eine 35mm-Reduktionskopie zurückgegriffen, weil es noch keine
akzeptablen Transfermöglichkeiten von 65mm-Negativen gab - im Gegensatz
zu Todd-AO und Super Panavision 70-Filmen konnte dabei nicht das gesamte
Originalnegativ, sondern nur der erheblich kleinere 35mm-Extraktionsbereich
abgetastet werden, wie MGM dies mit The Hallelujah Trail tat.
Warner hat jedoch mit Ben Hur und Mutiny on the Bounty
zwei der größten Ultra Panavision 70-Produktionen im vollen Bildformat
von den Originalnegativen in bester Qualität herausgebracht.
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16mm
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Einsatz: |
seit 1923 |
Bildformat: |
1.33:1 |
Kamera & Projektorlinse: |
sphärisch |
Gesamte Bildgröße: |
0.404" x 0.295" (10.3 x 7.5 mm) |
Genutzte Bildgröße: |
0.373" x 0.272" (9.5 x 6.9 mm) |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Mono-Lichtton |
16mm-Film wurde erstmals 1923 von Kodak als erschwingliche
Alternative zu 35mm für Amateurfilmer angeboten und zuerst von Profis
wegen der schlechteren Qualität verschmäht. Das Ziel war dem privaten
Anwender zu ermöglichen, selbst zu filmen und Filmkopien aus der Kodakscope
Library auszuleihen oder zu kaufen, in der 16mm-Reduktionskopien von 35mm-Kinofilmen
verfügbar gemacht wurden. Mit der Erfindung des Tonfilms bekam auch 16mm-Film
eine Lichttonspur, und 1935 wurde von Kodak der erste 16mm-Farbfilm angeboten.
Die Breite des Filmstreifens wurde auf 16mm statt 17.5mm festgesetzt,
damit Amateure nicht auf die Idee kamen den stark feuergefährlichen 35mm-Film
in der Mitte durchzuschneiden und in 16mm-Kameras zu verwenden. Während
35mm-Film noch bis Anfang der fünfziger Jahre auf brennbarer Nitrat-Basis
hergestellt wurde, bestand 16mm-Material von Anfang an aus sogenanntem
Safety-Film aus Acetat. 16mm-Stummfilm besaß ursprünglich auf beiden Seiten
des Filmbilds Perforationen, die bei der Einführung des Lichttons auf
einer Seite weggelassen wurden um Platz für die Tonspur zu schaffen.
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Mitte der dreißiger Jahre begann sich 16mm-Film zunehmend im
Lehrfilm-Markt zu etablieren und wurde wegen der im Vergleich zu 35mm-Equipment
kleinen und handlichen Kameras oft im zweiten Weltkrieg eingesetzt. In
den vierziger Jahren wurde 16mm immer mehr von Reportern und in den fünfziger
Jahren für erste Fernsehproduktionen eingesetzt. Vor der Entwicklung der
ersten Video-Magnetbandaufzeichnung wurden besonders in den USA Fernsehprogramme
wegen der Zeitverschiebung als 16mm-Kinescope-Kopie aufgezeichnet und
per Kurier zum andern Sender gebracht. In England wurden bei vielen Fernsehproduktionen
Außenaufnahmen in 16mm gedreht, weil die frühen Video-Systeme nicht transportabel
waren. Bei Nachrichtensendern war 16mm besonders beliebt und in Deutschland
noch bis Mitte der achtziger Jahre im Einsatz.
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Super 16
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Einsatz: |
seit 1969 |
Bildformat: |
1.66:1 - 1.85:1 |
Kamera & Projektorlinse: |
sphärisch |
Gesamte Bildgröße: |
0.488" x 0.295" (12.4 x 7.5
mm) |
Genutzte Bildgröße: |
1.66:1 - 0.468" x 0.282" (11.9
x 7.2 mm)
1.85:1 - 0.468" x 0.253" (11.9 x 6.4 mm) |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Keiner (nur auf 35mm-Prints) |
|
Super16 wurde Ende der sechziger Jahre vom schwedischen
Kameramann Rune Ericson entwickelt, der das 16mm-Filmbild nach rechts
hin ausgedehnte und den Platz verwendete, der bei normalem 16mm-Film für
die zweite Perforation oder die Tonspur reserviert ist. Durch das breitere
Format des vergrößerten Filmbilds im Format 1.66:1 entsteht
beim Umkopieren auf 35mm kein so großer Qualitätsverlust wie
bei herkömmlichem 16mm-Film. Super16 ist kein Vorführformat,
obwohl zu speziellen Zwecken umgebaute Projektoren existieren, die während
Filmproduktionen zur Wiedergabe von Dailies verwendet werden.
Super16 hat sich in den letzten Jahren als Alternativformat für Filmemacher
entwickelt, die entweder aus künstlerischen oder finanziellen Gründen
nicht auf 35mm drehen können oder wollen, aber trotzdem als Zielformat
35mm haben. Heutzutage hat 16mm in der Super-Variante wieder enorm an
Bedeutung gewonnen, weil das digitale Interpositiv ein verlustloses Umkopieren
auf 35mm-Film ermöglicht und so die Bildqualität fast genauso
gut wie bei 35mm ist. Kamerahersteller wie Arri oder Aaton stellen inzwischen
hochwertige Super16-Kameras her, die die gleiche Funktionalität wie
35mm-Modelle bieten und teilweise sogar mit den gleichen Linsen arbeiten
können.
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8mm / Normal 8 / Double 8
|
Einsatz: |
1900 |
Bildformat: |
1.33:1 |
Kamera & Projektorlinse: |
sphärisch |
Gesamte Bildgröße: |
0.192" x 0.145" (4.88 x 3.68
mm) |
Genutzte Bildgröße: |
0.172" x 0.129" (4.37 x 3.28
mm) |
Geschwindigkeit: |
16-18 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Keiner |
Der erste 8mm-Schmalfilm wurde 1932 von Eastman Kodak
als billige 16mm-Alternative eingeführt und wurde wegen des günstigen
Filmmaterials und der handlichen Kameras, die oft nicht größer als normale
Fotoapparate waren, bei Amateurfilmern besonders beliebt.
Unbelichteter 8mm-Film bestand aus beidseitig perforiertem 16mm-Film mit
beidseitigen Perforationslöchern, der als Umkehrfilm auf kleinen Spulen
mit 25 Feet bzw. 7.5 Metern ausgeliefert wurde. Die Spulen mit fünf Zentimeter
Durchmesser wurden per Hand in die Kameras eingefädelt und mußten nach
der Hälfte der Belichtung umgedreht werden, um die zweite Seite des 16mm
breiten Films zu belichten. Nach der Entwicklung wurde der Film im Labor
in der Mitte auseinander geschnitten und zusammengeklebt, so daß man einen
8mm breiten Film mit 15 Metern Länge pro Spule erhielt.
Verwendet wurde fast ausschließlich Umkehrfilm, der nach der Entwicklung
sofort ein Positiv-Bild lieferte. Zuerst war nur Schwarzweißfilm verfügbar,
aber 1935 wurde derKodachrome-Farbumkehrfilm eingeführt, den es außer
in 8mm auch in 16mm und 35mm gab. Es war das erste Mal, daß ein Farbfilm
für die breite Masse der Hobbyfilmer verfügbar war, allerdings war der
Preis vor Ende des zweiten Weltkriegs gegenüber Schwarzweißfilm extrem
teuer. In den fünfziger und sechziger Jahren wandelte sich die Situation
aber ins Gegenteil, denn die Herstellung von Farbfilm wurde viel billiger
und schnell war 8mm-Schwarzweißfilm wegen der geringeren Nachfrage teurer
und nur noch für Profis interessant.
Der Film wurde mit Geschwindigkeiten von 16-18 Bildern pro Sekunde aufgenommen, was bei den 5cm-Spulen für ca. drei Minuten Film reichte, die aber nicht am Stück aufgenommen werden konnten, weil man die Spule nach der Hälfte der Laufzeit umständlich herumdrehen mußte. Dadurch hatte 8mm-Film auch den inoffiziellen Namen Double-8 oder Doppel-8, wobei sich diese Bezeichnung nur auf den unbelichteten Film und nicht den entwickelten Streifen bezog. Die meisten frühen 8mm-Kameras waren nicht batteriebetrieben, sondern besaßen ein Uhrwerk, das aufgezogen werden mußte und etwa 30-60 Sekunden lang die Kamera betrieb - angesichts einer Laufzeit von ca. 90 Sekunden pro Filmhälfte war dies aber mehr als genug.
Trotz der etwas unbequemen Handhabung wurde 8mm-Film wegen des unschlagbaren
Preis-Leistungsverhältnisses zum beliebtesten Amateurfilmformat der dreißiger
bis sechziger Jahre, bis Kodak 1965 das verbesserte Super 8-System auf
den Markt brachte. Wegen der Millionen verkauften Kameras und Projektoren
wurde Normal-8 aber noch lange nicht verdrängt und von vielen Amateurfilmern
noch Jahrzehnte lang weiterverwendet. Seit der Super 8-Einführung wurden
zwar kaum noch Normal-8-Kameras hergestellt, aber Film wurde nach wie
vor von Kodak und anderen Herstellern verkauft.
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Super 8 / Single 8
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Einsatz: |
seit 1965 |
Bildformat: |
1.37:1 |
Kamera & Projektorlinse: |
sphärisch |
Gesamte Bildgröße: |
0.224" x 0.163" (5.69 x 4.14
mm) |
Genutzte Bildgröße: |
0.209" x 0.156" (5.31 x 3.96
mm) |
Geschwindigkeit: |
24 Bilder pro Sekunde |
Ton: |
Mono-Licht- oder Magnetton |
Etwas mehr als dreißig Jahre nach der Einführung des 8mm-Schmalfilms
brachte Kodak im Jahr 1965 einen verbesserten 8mm-Film auf den Markt,
der ein größeres Filmbild und handlichere Filmkassetten besaß und sogar
mit einer Magnet- oder Lichttonspur ausgestattet werden konnte.
Die Einführung von Super 8 war eine Folge von Verhandlungen zwischen Kodak,
Fuji und Agfa, die gemeinsam ein verbessertes 8mm-Filmsystem zu den Olympischen
Spielen 1964 in Tokio herausbringen wollten. Kodak entschloß sich aber
die Kooperation mit den beiden Konkurrenten vorzeitig zu beenden und kündigte
Ende 1964 das Super 8-System als eigene Entwicklung an, die Anfang 1965
auf den Markt gebracht wurde. Fuji konterte daraufhin mit dem Single 8-System,
das andere Kamera-Kassetten besaß, aber den gleichen Film wie Super 8
verwendete und damit auf den selben Projektoren abgespielt werden konnte.
DIe Kameras waren nicht miteinander kompatibel und während Single
8 in Japan sehr populär wurde, entwickelte sich Super 8 in Europa
und den USA als Markführer.
Das gegenüber Normal 8 um ca. 36% größere Filmbild von Super 8 wurde durch
eine Verkleinerung der Perforationslöcher ermöglicht, außerdem befand
sich das Filmbild nicht mehr zwischen zwei Perforationslöchern, sondern
zentriert neben einem Loch. Das Filmmaterial wurde im Laufe der Zeit immer
besser und konnte wegen des vergleichsweise kleinen Negativs zwar nicht
direkt mit größeren Filmformaten konkurrieren, hatte aber trotzdem eine
solide Bildqualität, die ein unschlagbares Preis-Leisungsverhältnis bedeutete.
Der unbelichtete Film wurde nicht mehr auf Spulen geliefert, sondern in
Kassetten mit den Maßen 71x75x24mm, die nur noch in die Kameras eingelegt
werden mußten. In den Kassetten befanden sich zwei übereinander liegende
Filmspulen mit 50 Feet bzw. 15 Meter 8mm-Film, der im Gegensatz zu Normal
8 am Stück durchlaufen konnte und so bei den für Stummfilm vorgesehenen
18 Bildern pro Sekunde etwa drei Minuten ununterbrochenen Film ermöglichte.
Die Kassetten besaßen eine eigene Andruckplatte und waren so lichtdicht
gebaut, daß man auch einen schon teils belichteten Film aus der Kamera
nehmen, später wieder einsetzen konnte und dabei nur die 23mm Film dem
Licht aussetzte, die an der Aussparung des Kassettengehäuses offen lagen.
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Zusätzlich zu den sehr stark verbreiteten Stummfilmkassetten führte Kodak 1973 eine spezielle, etwas größere Tonfilmkassette ein, in der sich ein Film mit Magnetstreifen befand, mit dem man Ton direkt in der Kamera aufnehmen konnte. Da der Ton aber versetzt zum Bild aufgenommen wurde, ließen sich diese Filme nur sehr schlecht schneiden. Trotz dieser Einschränkungen waren im gehobenen Amateurfilmbereich Super 8-Tonfilmkameras sehr beliebt, konnte sich gegenüber dem viel preisgünstigeren Stummfilm für die breite Masse der Hobbyfilmer nicht durchsetzen.
Super 8-Film wurde nicht nur von Kodak, sondern von vielen anderen Herstellern angeboten. In Deutschland waren neben dem Kodakchrome 25 auch Agfa mit dem Agfachrome 40 und später Moviechrome 40 sowie Porst, Perutz und einige andere kleinere Firmen auf dem Markt. Im Amateurfilmbereich hatte sich die 15-Meter-Stummfilmkassette durchgesetzt, aber es gab außer den teuren Tonfilmkassetten auch eine kurzlebige 60-Meter-Kassette für spezielle Kameras und einige andere Systeme, die sich aber nie so wie die Standard-Kodakkassette verbreiteten. Eine Kassette Kodakchrome 25 kostete Ende der achtziger Jahre ca. 10 DM, Agfas Moviechrome 40 war sogar noch etwas billiger, hatte aber eine nicht ganz so gute Qualität wie der hochwertige Kodak-Film. Die Preise schlossen eine Entwicklung mit ein, jeder Packung lag ein Umschlag für den Versand zum Labor des Herstellers, der den Film meist innerhalb spätestens einer Woche entwickelt zurückschickte.
Super 8 wurde aber nicht nur unbelichtet verkauft, sondern es gab auch
zahllose Unterhaltungsfilme zu kaufen, die allerdings meist von ihren
ursprünglichen Kinofassungen wegen den Einschränkungen durch die Spulengrößen
stark gekürzt wurden. Diese Super 8-Kauffilme waren aber in den Zeiten
vor der Einführung des Videorecorders Ende der siebziger Jahre sehr beliebt,
weil es eine gegenüber 16mm und 35mm vergleichsweise spottbillige Möglichkeit
war, sich Kinofilme in den eigenen vier Wänden anzuschauen.
Auf dem Hobbyfilm-Markt wurde Super 8 schon seit Anfang der neunziger Jahre von Videokameras verdrängt. Während auch ernsthafte Amateurfilmer in dieser Zeit mehr auf Camcorder umstiegen, hat in den letzten zehn Jahren die Verwendung von Super 8 aus künstlerischen Gründen wieder zugenommen. Obwohl keine neuen Kameras mehr hergestellt werden und Filmemacher auf Gebrauchtgeräte angewiesen sind, ist von Kodak und vielen anderen Herstellern immer noch Super 8-Film zu bekommen - die Entwicklung ist allerdings nicht mehr wie früher im Preis inbegriffen und es gibt auch nicht mehr so viele Entwicklungslabore. Durch die Möglichkeit der digitalen Filmabtastung und dem Filmschnitt im Computer hat sich Super 8 aber gerade für ernsthafte Hobby-Filmemacher heute wieder etabliert, die einen klinisch reinen Video-Look vermeiden wollen.
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