DVD-Kurzkritik: Karl May Edition I – Orient-Box

Nachdem Universum dieses Jahr schon die neun Winnetou-Filme von Rialto herausgebracht hatte, wurden nun erstmals die Karl-May-Produktionen von CCC-Film in Angriff genommen. Die aus Der Schut (1964), Durchs Wilde Kurdistan (1965) und Im Reiche des silbernen Löwen (1965) bestehende Orient-Trilogie wurde nun unter dem Titel Karl May Edition I zusammen als DVD-Box veröffentlicht.

Verpackt sind die drei DVDs nicht in einem Digipack, sondern in einzelnen schwarzen Amaray-Keepcases, die in einem stabilen Pappschuber untergebracht sind. Das Coverdesign ist einfach, aber sehr gut gelungen und zu jeder DVD gibt es einen Einleger mit Kapitelübersicht und ein paar Informationen. Leider ist die Bildqualität nicht so gut gelungen wie bei den Winnetou-DVDs und bei einem der Filme sogar sehr schlecht, aber man merkt daß Universum sich trotzdem Mühe gegeben hat und aus Materialgründen einfach nicht mehr möglich war.

BILD

Der Schut wurde neu vom Original-Negativ in HD-Auflösung abgetastet und digital restauriert. Die Filmvorlage waren in einem sehr schlechten Zustand, offenbar wurde mit den Negativen der CCC-Film nicht so sorgsam umgegangen wie bei Rialto. Das macht sich auch deutlich in der Bildqualität bemerkbar, denn bei der digitalen Säuberung wurden längst nicht alle Kratzer und Fussel entfernt, die fast in jeder Szene unangenehm ins Auge fallen. Der Bildstand ist etwas unruhig und fast bei jedem Schnitt gibt es einen kurzen Ruck im Bild, anscheinend waren die Klebestellen des Negativs sehr uneben. Die Schärfe ist auf einem ordentlichen Niveau und entspricht dem, was bei Filmen dieses Alters möglich ist. Einen sehr guten Eindruck machen auch die Farben, die sehr kräftig und natürlich aussehen. Abgesehen von den vielen Beschädigungen des Filmmaterials sieht Der Schut fast so gut wie die neun Winnetou-Filme von Universum.

Durchs wilde Kurdistan wurde von einem Interpositiv abgetastet, da die Klebestellen des Original-Negativs angeblich zu dick waren – wahrscheinlich wurde dies aber gemacht, weil der Film in Techniscope gedreht wurde und ein Transfer des Original-Negativs mit dem nur zwei Perforationslöcher hohen Filmbilds technisch problematisch ist. Die Säuberung der Filmvorlage ist hier besser gelungen, allerdings ist bedingt durch das Filmformat die Körnigkeit hier extrem hoch, wurde aber auch nicht herausgefiltert. Das Bildstandproblem macht sich auch bemerkbar, fällt aber hier nicht ganz so stark auf. Auch die Farben sehen erstaunlich gut aus und lassen keinerlei Verblassen erkennen. Trotz der Körnigkeit sieht Durchs wilde Kurdistan durchaus noch akzeptabel aus, aus dem Material läßt sich wahrscheinlich auch nicht viel mehr herausholen.

Im Reiche des silbernen Löwen ist die große Enttäuschung dieses DVD-Sets, was allerdings nicht unbedingt die Schuld von Universum ist. Das Original-Negativ des Films gilt als verschollen, das einzige Interpositiv wurde bei einem Archivbrand vor einigen Jahren zerstört, und die noch existierenden Kinokopien waren so abgenutzt, daß sie für einen erneuten Transfer nicht mehr tauglich waren. Alles was übrigblieb, war ein Fernsehmaster vom Ende der achziger Jahre, das für die DVD-Veröffentlichung noch etwas überarbeitet wurde. Viel hat das jedoch nicht geholfen, denn angefangen beim seitlich stark beschnittenen Bildformat, das vom 2.35:1-Bild nur noch 1.90:1 übrigläßt, über die extrem verblaßten Farben bis zur sehr schlechten Schärfe bekommt man hier alles geboten, was man im Lexikon unter „VHS-Kassette“ nachschlagen kann. Auch auf kleinen Bildröhren ist diese Qualität wirklich enttäuschend, aber angesichts der schlechten Materiallage ist es ein Wunder, daß man den Film überhaupt noch zu sehen bekommt. Eine zusätzliche unrestaurierte Abtastung einer Kinokopie wäre aber hier trotzdem wünschenswert gewesen, so verkratzt das dann auch ausgesehen hätte.

TON

Viel erfreulicher als die Bildqualität gibt sich der Ton der drei Filme, der zwar nur in Mono und in deutscher Sprache vorliegt, sich aber trotzdem ganz anständig anhört. Bei den ersten beiden Filmen wurde deutlich hörbar mit einem Magnetton-Master gearbeitet, das eine ordentliche Klangfülle hat und auch bei der Musik den Umständen entsprechend guten Baß und nur wenig eingeschränkte Höhen bietet. Dialoge sind sehr gut verständlich und auch die Lippensynchronität leistet sich trotz vollständiger Nachvertonung keine Auffälligkeiten.

Die Tonspur von Im Reiche des silbernen Löwen scheint von der gleichen TV-Version zu stammen wie das steinalte Bildmaster und klingt etwas schlechter als bei den anderen zwei Filmen. Trotzdem ist die Tonqualität durchaus noch akzeptabel, nur Baß und Höhen sind nicht so deutlich ausgeprägt und der Rauschpegel ist etwas höher. Typische Altersbechwerden wie Knacken, Knistern oder Klirren sind nicht zu hören, anscheinend stand auch hier ein Magnetton-Master zur Verfügung.

Auf einen 5.1-Upmix wie bei den Winnetou-Filmen wurde verzichtet, weil wohl gar keine getrennten Tonspuren mehr zur Verfügung standen – daher sind die Original-Abmischungen auf jeden Fall die bessere Wahl. Schade ist jedoch, daß keine englische Tonspur dabei ist, auf der dann wahrscheinlich Lex Barker mit seiner eigenen Stimme zu hören gewesen wäre.

EXTRAS

Das Bonusmaterial befindet sich komplett auf der DVD von Im Reiche des Silbernen Löwen, auf den anderen Discs befinden sich nur die Filme.

Die Kinotrailer von Der Schut (2:53), Durchs wilde Kurdistan (3:35) und Im Reiche des silbernen Löwen (4:20) wurden alle anamorph neu abgetastet, aber nicht restauriert und sehen so schlecht aus, daß man sicht fragt ob die Telecine-Maschine beim Transfer nicht beschädigt worden ist.

Das Making Of (21:12 ) mit Arthur Brauner, Marie Versini, Rik Battaglia, Chris Howland, und Martin Böttcher glänzt durch die neuen Interviews, die durch nicht allzu zahlreiche Filmclips und ein relativ neutrales Voiceover verbunden werden. In zwanzig Minuten werden die drei Filme zwar relativ schnell abgehandelt, so daß es für tiefgreifendere Analysen nicht ausreicht, aber doch einen faszinierenden Einblick in die Entstehungsgeschichte der Filme und ihre Probleme gibt.

Die Dokumentation Filmrestaurierung (3:07) mit Stefan Müller von den Berliner Geyer-Werken gibt einen etwas unbefriedigenden Kurzüberblick über die Restauration, in der man nur sehr oberflächliche Dinge erfährt. Auf die Materialproblematik von Im Reiche des silbernen Löwen wird hier leider überhaupt nicht eingegangen, es scheint so als wäre dieses Featurette noch vor Beginn der eigentlichen Restauration gedreht wurde.

Ausschnitt der Wochenschau: Der Schut (0:47) ist ein sehr kurzer Nachrichten-Filmschnipsel von der Verleihung der Goldenen Leinwand an Artur Brauner, bei der auch kurz Lex Barker, Ralf Wolter und Werner Peters zu sehen sind.

Die Fotogalerie besteht aus 45 Bildern, die eigentlich große Aushangplakate mit verschiedenen Motiven aus den drei Filmen sind.

Die Stargalerie besteht trotz der Bezeichnung nicht aus Fotos, sondern aus Kurzbiographien von Lex Barker, Ralf Wolter, Marie Versini, Chris Howland und Rik Battaglia auf einigen Textseiten.

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